Bei der Bürgerversammlung in der Werretalhalle (6.9.’22) zum Umbau der Königstraße, zu der die Verwaltung pflichtgemäß eingeladen hatte, war durchaus unstrittig: Der Zustand der Straße ist – schon seit Jahren – miserabel, sie muss dringend saniert werden und auch die Radfahrer sollten hier gefahrlos verkehren können.

Leider erweckte jedoch die Verwaltung, in Person von Frau Kodytek den Eindruck, als sei der vorgestellte Entwurf „alternativlos“: Tatsächlich hatte diese Variante im Fachausschuss – gegen das Votum der LBA – eine Mehrheit durch die Stimmen von SPD, CDU und Grünen bekommen. 

Bei der Bürgerversammlung wurde allerdings deutlich, dass drei Personengruppen erhebliche Bedenken haben:

  • Viele Anwohner, insbesondere der Mehrfamilienhäuser, die nicht wissen, wo sie nach dem kompletten Wegfall des östlichen Parkstreifens nächtens ihre Autos unterbringen können,

  • die Einzelhändler der Königstraße, die mangels Parkmöglichkeiten, eine Umorientierung ihrer Kunden befürchten und

  • schließlich deren Kunden, die nicht in erreichbarer Nähe Raum für ihre Fahrzeuge finden können. Nur ein Bruchteil von ihnen reist per Fahrrad an. 

Zwar verwiesen Herr Niemeyer und Frau Kodytek auf die zwei kleineren Ersatzflächen an der Jahnstraße und an der Einmündung der unteren Schierholzstraße. Doch auf konkrete Nachfrage meinerseits kam heraus: Selbst unter Einbeziehung dieser Flächen entfallen zukünftig mehr als 40 Plätze komplett.

Aber geradezu grotesk ist die verwaltungsseitige Vermutung, die Anwohner oder Einzelhandelskunden vom südlichen Teile der Königsstraße würde demnächst an der Jahnstraße oder an der Königsbrücke / Schierholzstraße parken und nähmen dann die jeweils knapp zwei Kilometer langen fußläufigen Hin- und Rückwege gerne in Kauf.

Eigentlich sollte es die Verwaltung besser wissen: So hatte sie mit ihren realitätsfernen Verkehrs-Um-Erziehungsversuchen schon in der Vergangenheit spektakulären Schiffbruch erlitten: Stichwort „beschrankte Innenstadt“.

Seinerzeit wurde bei „Nacht und Nebel“, ohne Votum des Stadtrates, der südliche Teil der Lübbecker Straße mit Schranken abgesperrt. Die Einzelhandelskunden sollten so gezwungen werden, ihre Fahrzeug wenige Hundert Meter entfernt am Marktplatz abzustellen, um dann gefälligst zu Fuß in die Lübbecker Straße zu gehen.

Schon nach wenigen Tagen wurde dies lebensferne Projekt unter „Verluste abgebucht“, die Schranken klammheimlich wieder abgebrochen und der Normalzustand wieder hergestellt. –
Gleiches Ungemach droht nun auch an der Königstraße. Doch, im Unterschied zum Projekt „beschrankte Innenstadt“, würden hier nicht ein paar Tausend Euro in den Sand gesetzt, hier geht es um mehrstellige Millionensummen und letztlich um zahlreiche Existenzen von Löhner Einzelhändlern. –

Oder haben diejenigen recht, die meinen, hier ginge es eigentlich um eine Konjunkturmaßnahme für die Firma „Amazon“?

Dr. phil. Hermann Ottensmeier