Wieder mal hat die „Betonfraktion“ im Löhner Stadtrat zugeschlagen:

„Seit an Seit“ sind sich die sozialdemokratischen Genossen mit der örtlichen Christenunion wieder mal einig, die Vernichtung eines ökologischen Juwels zu beschließen.
Denn das Unternehmen Henke-Beschläge will in unmittelbarer Nähe seines Stammsitzes den Neubau eines neuen Logistikzentrums durchsetzen. Der Hallenblock soll auf dem nördlich angrenzenden Grundstück in den Maßen 40 mal 80 Meter und einer Höhe von 14 Metern, begrenzt durch Brückenstraße, Radbrink und Gohfelder Straße – unweit der Grenze zu Bad Oeynhausen – errichtet werden. Dazu muss der alte, z.T. 20 Meter hohe Baumbestand des benachbarten Waldstückes gerodet und somit ein intaktes, artenreiches Biotop zerstört werden.

Genau wie im Fall des umstritten Logistik-Riesen „Hermes“, der ebenfalls von SPD/CDU ohne Rücksicht auf (biologische) Verluste, ohne Rücksicht auf ein absolut gegenläufiges Öko-Gutachten im (kurzerhand umetikettierten) Landschaftsschutzgebiet „Leinkamp“ angesiedelt wurde. –

Auch hier wurde das alte Totschlag-Argument ins Feld geführt, wonach die Schaffung von Arbeitsplätzen Vorrang haben müsse.

Gänzlich unbeachtet blieb, dass in der Stadt Löhne – z.T. sogar in der unmittelbaren Nähe des fraglichen Waldstückes – eine Fülle von Gebäudeleerständen und Flächen gibt, die bereits versiegelt und seit Jahren ungenutzt sind (beispielsweise das Ratio-Gelände).

Da half  es auch nicht, dass die Bürger-Allianz darauf hinwies, dass die Stadt Löhne mittlerweile eine der waldärmsten Städte in NRW ist und sich hier in jüngster Zeit die Umweltqualität namentlich in Gohfeld, Löhne-Mitte und Mennighüffen drastische verschlechtert hat.

Hermann Ottensmeier (LBA) „Das Vorhaben ist nicht kompatibel mit einer Klimapolitik, die Löhne angeblich verfolgt, für die sie sich gerne feiern lässt. Es reicht absolut nicht aus, wenn im Ratssaal  hübsche Klimaplaketten an die Wand genagelt werden. – Tatsächlicher Umwelt- und Klimaschutz muss vor Ort erfahrbar sein.“

Gleichermaßen zeigte sich der sachkundige Bürger und Ökologe Burkhard Kriesten im Planungsausschuss empört: „Es gibt rote Linien, die dürfen nicht überschritten werden. Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, dass daran überhaupt gedacht wird, ein Gebiet mit dieser ökologischen Qualität zu bebauen.“ Er fühle sich in die 1960er Jahre zurückversetzt, als das Thema Naturschutz keinen Stellenwert hatte. Dieser Plan sei ein Rückschritt sondergleichen. Es sei unglaublich, das „einfach so kaltschnäuzig zu machen.“ [NW 6.4.2019]

Dabei hatte das bekannte Naturschutzgebiet „Blutwiese“, zu dem auch das nur wenige Schritte entfernte gegenwärtig in Rede stehende Waldstück gehört, schon so einige heftige ökologische Tiefschläge erfahren:

  • Die umstrittene Nordumgehung, jüngst freigegebenes Teilstück der A 30, zerteilt eben nicht nur Löhne und Bad Oeynhausen, sondern führt auch mitten durch die „Blutwiese“. Noch vor Jahren wurde dieser Tatbestand auch von der örtlichen SPD und CDU kritisiert.

  • Nächster Tiefschlag war der Bau der Kottmeyer-Villa in den Randbereich der Blutwiese, der schließlich damit endete, dass Müllentsorger Kottmeyer gezwungen wurde, für rund eine Million Euro sein komplettes Gebäude so zu verschieben, dass es wieder außerhalb des Naturschutzgebietes steht.

  • Doch als Kottmeyer einige Monate später den Antrag an die Stadt Löhne stellte, jetzt noch einen  erheblichen Teil des Naturschutzgebietes zwischen dem Blutwiesensee und seiner Villa aufzukaufen, um ihn in einen Parkplatz für seine Müll-Lastzüge umzuwandeln, war der vormalige öffentlichkeitswirksame Einsatz für die „Blutwiese“ bei SPD und CDU in Vergessenheit geraten. –

  • Auch wer gedacht hatte, die Erhaltung von Naturschutzgebieten liege bei den Grünen in guten Händen, musste sich doch eines „Besseren“ belehren lassen:

    Ohne viel Federlesens hoben SPD und auch die Grünen (als Dauerkoalitionspartner des SPD) die Hände, um die Asphaltierung des Biotopes durchzusetzen. [Rat 28.4.2010]

    Selbstverständlich unterstützte auch die örtliche CDU das Projekt, immerhin hatte deren ehemaliger CDU-Fraktionsvorsitzende Kölsch die Kottmeyer-Villa höchst persönlich in das Naturschutzgebiet hineingebaut.

Nun muss jedoch – so die gesetzliche Vorschrift – bei der Landschaftsversiegelung ein ökologischer Ausgleich hergestellt werden. – Und da haben die drei Ratsparteien bereits frühzeitig vorgesorgt:

„Betonierung innerhalb – – – Öko-Ausgleich außerhalb von Löhne!“
Demnach wird es nach dem Beschluss von Grünen, CDU und SPD bei zukünftige >Betonierungsmaßnahmen< und Versiegelungen, beispielsweise durch den Bau von großflächigen Industrieanlagen oder Straßen, möglich sein, die gesetzlich vorgesehenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen komplett oder teilweise in anderer Regionen, d.h. außerhalb der Löhner Stadtgrenzen, zu verlagern.“ [Rat 27.9.2018]

„Zu große Verluste von Ackerflächen!“

Die CDU, die diesen Antrag stellte, hatte nämlich beklagt, die zahlreichen Großbaumaßnahmen (die sie selbst regelmäßig mitgetragen hatte) würden den Bauern zu viele Ackerflächen nehmen.